Greyhoundsperre bei Windhunden

Die Greyhoundsperre ist eine seltene Krankheit bei Windhunden und ist auch unter den Bezeichnungen Lumbago, Rhabdomyolyse oder Myoglobinurie bekannt. Es handelt sich um eine Muskelerkrankung, die bei untrainierten Windhunden nach übermäßiger Belastung auftreten kann. Mehr über die Greyhoundsperre erfahren Sie in diesem Artikel.

Unter welchen Umständen kommt es besonders häufig zu einer Greyhoundsperre?

Zu einer Greyhoundsperre kommt es vor allem durch mangelhaftes Training und schlechten Ernährungsfehler beim Hund. Wenn ein Windhund beispielsweise unter der Woche kaum bewegt wird, aber Wochenende Hasen jagen darf, ist er anfällig für eine Greyhoundsperre. Das gilt besonders dann, wenn er auch während der bewegungsarmen Zeit hochwertig ernährt wird. Der Grund ist vermutlich, dass sich während dieser Zeit Glykogen in den Muskeln anreichert. Bei Aktivität greift der Körper darauf zurück, um schnell Energie zu gewinnen. Es kommt dann zu einem starken Abbau der Glukose, wobei vermehrt Laktat anfällt.

Hunderassen, die besonders häufig von einer Greyhoundsperre betroffen sind:

– Greyhound
– Galgo
– Whippet

Begünstigende Faktoren einer Greyhoundsperre

Neben den zuvor genannten Umständen spielen auch erbliche Faktoren eine Rolle bei der Entstehung einer Greyhoundsperre. Nicht zu vernachlässigen ist ferner die psychische Verfassung des Hundes. Ein ängstlicher, überdrehter oder nervöser Hund wird eher hyperventilieren und seine Laktatwerte sind bereits vor der verstärkten Aktivität erhöht.

Des Weiteren kommt auch das Wetter als Auslöser der Greyhoundsperre infrage. Je höher die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind, desto stärker wird der Hund belastet.

Entscheidend ist der spezifische Muskelaufbau des Windhundes. Er besitzt einen niedrigen Fettanteil. Im Verhältnis dazu verfügt er über sehr viel Knochen- und Muskelmasse.

Stark bemuskelte Hunde leiden eher unter warmem Wetter als schwächer bemuskelte. Der Körper des Greyhounds besteht zum Beispiel zu etwa 57 % aus Muskeln. Normale Hunde besitzen nur etwa 43 % Muskelmasse. Die Muskelmasse des Greyhounds verfügt zudem über einen hohen Anteil Typ II-Fasern, die auch als „weiße Muskulatur“ bezeichnet werden.

Die Greyhoundsperre kann unterschiedlich schwere Folgen nach sich ziehen und schlimmstenfalls mit dem Tod des Hundes enden. Es liegt nahe, dass genetische Faktoren der Grund sind, dass manche Hunde mehr und andere weniger zu einer Greyhoundsperre neigen. Hunde, die einmal eine schwere Sperre hatten, neigen erneut dazu.

Verlauf einer Greyhoundsperre

Als erste Anzeichen einer Greyhoundsperre kann sich ein steifer Gang zeigen. Die Hunde wollen nicht mehr weitergehen, hecheln und fiepen. Im weiteren Verlauf kommt es zum Absatz von dunklem Urin und hohem Fieber. Diese Symptome können sich sofort zeigen, aber auch erst im Laufe der 24 Stunden nach der überhöhten Belastung des Hundes.

Was passiert bei der Greyhoundsperre im Körper?

Die Typ II-Fasern des Muskels gewinnen unter anaeroben Bedingungen Energie (Glykolyse). Dabei bildet sich vermehrt Laktat. Das wiederum erhöht das Risiko einer Übersäuerung des Körpers, die mit dem Absinken des pH-Werts einhergeht.

Das so entstehende saure Milieu hindert die Enzyme daran, ihre Funktion wahrzunehmen. Zudem werden die Zellmembranen zerstört. Die Stoffwechselvorgänge werden gestört, die Muskelkontraktilität nimmt ab und der Sauerstoffmangel, der dadurch eintritt, zerstört die betroffenen Muskelfasern.

Die durch die Überbelastung angefallenen Abbauprodukte werden durch die Nieren ausgeschieden, was eine Überbelastung der Nieren und Funktionseinbußen zur Folge hat. Da die Muskeln nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden, kommt es zu Muskelkrämpfen, Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand.

Wann besteht akute Lebensgefahr bei der Greyhoundsperre?

Ein lebensgefährlicher Zustand ist erreicht, wenn der Hund kaum noch bewegungsfähig ist, krampfend am Boden liegt, hohes Fieber und Schmerzen hat, die Augen hervorquellen, die Zunge angeschwollen ist, blau anläuft, sich Hämatome an den Schenkelinnenseiten zeigen und der Urin dunkel ist (sichtbares Myosin).

Die unterschiedlichen Messparameter

Beim Messen der Körperchemie zeigt sich ein Abbau von Kreatinphosphat, darunter versteht man eine Anreicherung von Kreatinin. Das Verhältnis von Kreatinin und Harnstoff lässt Rückschlüsse auf die Muskeltätigkeit zu.

Ferner zeigt sich eine Hyperglykämie, also ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Dabei werden große Mengen Glukose gelöst und über die Nieren ausgeschieden. Ferner zeigt sich ein erniedrigter Bikarbonatspiegel im Blut, Bikarbonat wird zum Ausgleich einer Übersäuerung gebraucht (Blutgasanalyse).

Zugleich sind die Leberwerte erhöht, der Blut-pH-Wert erniedrigt und es zeigen sich Ketonkörper und Myoglobin im Urin.
Als mögliche Diagnosemethode steht auch die Muskelbiopsie zur Verfügung, diese wird durch operativen Eingriff vorgenommen.

Eine leichte Greyhoundsperre kann übersehen werden. Als Nachweis können verschobene Werte im Urin dienen, die mithilfe von Teststicks aus der Apotheke (Combur) ermittelt werden können.

Was sind die (möglichen) Folgen einer Greyhoundsperre?

Nach einer Greyhoundsperre dauert es sehr lange, bis der Windhund sich von einer starken Greyhoundsperre wieder erholt hat. Es können mehrere Monate vergehen. Teilweise bleiben irreversible Schäden an den betroffenen Muskelpartien zurück. Es muss damit gerechnet werden, dass ein Hund, der einmal erkrankt ist, wieder erkranken wird.

Der Tierarzt kann feststellen, ob eine Veranlagung zu einer Greyhoundsperre vorliegt. Er kann ferner bestimmen, ob vorbeugende Maßnahmen für den Hund möglich sind. Nach einem Belastungstest kann der Tierarzt diverse Blutgas- und Urinuntersuchungen vornehmen, mit denen festgestellt werden kann, ob bei dem jeweiligen Hund Muskelstoffwechselstörungen vorliegen.

Die Ursachen einer Greyhoundsperre (Lumbago, Myoglobinurie, Rhabdomyolyse)

Lumbago (Hexenschuss)

ist wesentlich eine orthopädische Problematik und wird durch blockierte Wirbel oder Zerrungen der Rückenmuskulatur verursacht, die beim Windhund stark belastet wird. Die Symptome sind plötzliche Verspannung und Verhärtung Rückenmuskulatur, Druckschmerz und Erwärmung des Muskels aufgrund entzündlicher Prozesse. Als begünstigender Faktor kommt kaltes Wetter in Betracht. Die Muskulatur ist schlecht durchblutet. Das erhöht das Risiko einer Muskelzerrung im Rücken, denn beim Sprint wird die Rückenmuskulatur strapaziert. Um Schmerzen zu vermeiden, geht der Hund in eine Schonhaltung ein, die den unteren Rückenbereich steif erscheinen lässt. Der Hund bewegt und streckt sich nur sparsam. Diese Schonhaltung führt über längere Zeit zu weiteren Verspannungen im Rücken.

Myoglobinurie

Myoglobinurie wird die vermehrte Ausscheidung von Myoglobin genannt. Dabei handelt es sich um ein rötliches Protein, das Sauerstoff binden und wieder lösen kann. Wenn es in das Blut übergetreten ist (Myoglobinämie) wird es über den Urin ausgeschieden. Als Symptom zeigt sich ein bräunlicher, dunkler Urin. Als Ursache gelten Krankheiten oder Verletzungen der Herz- und Skelettmuskulatur nach starker Belastung, wie sie im Leistungssport gegeben sind. Ein stark erhöhter Myoglobinwert kann zu akutem Nierenversagen führen.

Rhabdomyolyse

Rhabdomyolyse ist eine Zerstörung der gestreiften Muskulatur. Als Symptome zeigen sich Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Schwächung der Muskeleigenreflexe und Myoglobinurie. Die Rhabdomyolyse kann vererbt oder die Folge einer Krankheit sein. Zu diesen Krankheiten können gehören: Maligne Hyperthermie (dabei überwärmt der Körper und gibt zugleich wenig Wärme ab), akute nekrotisierende Myositis (Entzündung der Skelettmuskulatur), Glykogenose (gestörter Glykogenabbau), Hypokaliämie (zu hoher Kaliumwert im Blut) und Hypophosphatämie (niedriger Phosphatspiegel im Blut).
Bei der Rhabdomyolyse kommt es zu Schwellungen und Nekrosen der Muskelfasern unter Verlust ihrer Querstreifung. Es kann zu einem akuten Nierenversagen kommen. Festgestellt wird die Krankheit mittels der Serumenzyme AST, CK, ALT, HBDH, LDH sowie Myoglobin und Kreatinin im Blut.

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